Kawai K1 für den Rechner
Zugegeben, ich bin ein Fan virtueller Instrumente, ich nutze seit mehr als 10 Jahren keine Hardware mehr. Alles ist „virtuell“ in meinem Mac und in der Produktionssoftware Logic Pro X. Für mich als Hobbymusiker bringt das nur Vorteile – „total recall“ bei minimalem Platzbedarf. Ob die Software klingt wie ein echter Minimoog ist nicht mehr von Belang; Softwareinstrumente sind mittlerweile verdammt nahe am Original.
Es gibt mittlerweile kaum eine exotische Hardware, die auch ihr digitales Pendant gefunden hat.
Neulich bin ich im Internet über den ebenfalls aus Neuss stammenden Programmierer Nils Schneider gestolpert. Er hat das Kunststück fertiggebracht, den Kawai K1 als virtuelles Instrument zu programmieren.
What?!?! Eine krächzende Rappelkiste aus dem Ende der 80er Jahre! Das Ding konnte nur Samples, gesampelte Wellenformen und ein paar eiernde Sample-Loops. Der K1 hatte nur rudimentäre Synthesefunktionen und besaß nicht einmal einen Filter. Wird auch völlig überbewertet. Braucht das heute noch irgendjemand?
Ich besaß Ende der Achtziger Jahre einen Abkömmling dieses Gerätes, das Kawai PHm Modul, welches im Grunde eine Presetversion des K1 war. Zu der Zeit war man damit ziemlich weit vorne: Hauchende Chöre, echte Steicher und Bläser und das allgegenwärtige DX-7 E-Pianos. Das kann klanglich heute jede Freeware. Zuweilen ist es aber genau das, was man im Zeitalter zig cinematischer Samplebibliotheken und milimetergetreuer Emulationen analoger Schaltkreise braucht. Mit Klängen, die der K1 bietet, sind damals Hits entstanden, die heute noch geil klingen und die man auch noch nach 100 Jahren wiedererkennt.
Ein solches Kleinod ist der K1v, den es seit kurzem auch als Audio Unit für den Mac zum Gebrauch in Logic Pro X gibt. Der liebe Gott hat meine Gebete erhört, bis dato gab es das Teil nur für Windosen …
Das beste an der Sache: Das Instrument ist Freeware!
Das Teil klingt einfach nur rauh, cheezy und ziemlich billig – und das ist auch gut so. Selbstverständlich sind alles Werksounds in dem Programm enthalten, man kann sich aber auch seine eigenen Soundkreationen erstellen. Auf Grund der äußerst sparsamen Parametrisierung kommt man hier jedoch enorm schnell zum Ziel und kann sich dem Wesentlichen widmen: Dem Musikmachen. Auch, wenn man das, wie in diesem Falle, mit einem alten VW-Käfer macht.
Hier ein kleines Beispiel, was man mit dem Teil anstellen kann. Alle Sounds stammen aus dem K1v. Da das Instrument weder über Filter noch Effekte verfügt, habe ich regen Gebrauch von externen Effekten gemacht. Hauptsächlich sind das der Valhalla Vintage Verb, das Waldorf D-Pole Filter und die Effekte aus der Arturia FX-Collection.
Hier gibt es das Instrument zum Download: Nils K1v
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