Pride Month – jeder Jeck ist anders

Allerorten wird darüber berichtet, dass im Juni „Pride Monat“ ist. Doch was ist das überhaupt, selbst Menschen meiner Generation scheinen damit bisweilen überfordert zu sein …
Der Pride Month ist ein jährlich im Juni stattfindender Monat, in dem die LGBTQIA+-Community (Lesbisch, Schwul, Bi, Trans, Queer, Intersex, Asexuell und andere) gefeiert wird. Der Pride Month erinnert an die Stonewall-Aufstände in New York City im Juni 1969. Damals wehrten sich queere Menschen, vor allem trans Frauen und queere People of Color, gegen Polizeigewalt und Diskriminierung – ein Wendepunkt in der LGBTQIA+-Bewegung. Während des Monats finden Paraden, Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und Demonstrationen statt. Sie zeigen die Vielfalt der queeren Community und machen auf bestehende Probleme aufmerksam.
Pride ist nicht nur eine Feier, sondern auch ein Protest. Der Monat lenkt die Aufmerksamkeit auf Themen wie:
- Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen
- Ungleiche rechtliche Behandlung
- Queere Rechte weltweit Gesundheit und Aufklärung
Ein zentrales Symbol ist die Regenbogenflagge, die Vielfalt und Stolz repräsentiert. Quere Menschen werden auch heute noch in vielen Ländern unterdrückt, diskriminiert oder sogar verfolgt werden. Der Pride Month ist ein Zeichen für Gleichberechtigung, Freiheit, Liebe und Menschlichkeit – für alle.
Ehrlich gesagt, tue ich mich ein wenig schwer damit. Wir sind damals in den 80er Jahren mit Leuten groß geworden, die schon damals nicht in die Zeit gepasst haben. Bei Boy George und Grace Jones war es schon damals schwierig, sich auf ein Geschlecht festzulegen, Freddie Mercury war stockschwul, die Pet Shop Boys waren und sind stockschwul, Madonna hat Britney Spears später auf offener Bühne einen Zungenkuss gegeben und Alison Moyet war definitiv „oversized“ und Bronski Beat haben uns von einem Kleinstadtjungen vorgesungen. Das alles war uns zur damaligen Zeit alles herzlich egal, wir haben diese Leute gefeiert, sie waren Idole und niemand aus unserer Generation kam auf die Idee, sich über diese Menschen abschätzig zu äußern. Für uns war das alles ziemlich normal.
Für mich ist und bleibt es unverständlich, warum man für so etwas heute mit einer bunten Fahne auf die Straße gehen muss. Vermutlich bin ich als Flüchtlingskind rheinischer Herkunft etwas verblendet. Hier, im Rheinland hat sich seit der Römerzeit alles getroffen, was es in Europa gab. Keltische Legionäre, griechische Ärzte, schwedische Reiter, französische Schauspieler und graubündner Landsknechte. Die haben sich hier alle gerauft, gesofffen und Kinder gezeugt. Als Napoleon das Rheinland besetzte, durften sich gar Juden, Protestanten und Polen hinzugesellen!
Mir ist es, ehrlich gesagt, vollkommen gleichgültig, wo jemand herkommt, welchen Gott er anbetet und ob er nur Jungs mag, sie nur Mädels mag und ob jemand dabei ist, der selbst nicht weiß, was er ist. Mir ist es auch herzlich egal, ob ein Kind zwei Väter oder zwei Mütter hat. Ich halte es da mit Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister, dem Gründer von Motörhead: Entweder, Du bist ein Arschloch oder keins. So einfach ist das.
Wenn Menschen heute mit bunten Fahnen auf die Straße gehen, weil man sie für abnormal oder gefährdend hält, schwillt mir der Kamm, auch aus oben genannten Gründe aus meiner Jugend. Da sollen queere Menschen aus der US-Army ausgeschlossen werden, in Ungarn werden queere Veranstaltungen verboten, weil sie angeblich Kinder gefährden, die Weinkönigen Julia Klöckner untersagt Bundestagsbeamten, in ihrer Funktion als Amtsträger an queren Veranstaltungen teilzunehmen und in Bad Freienwalde können rechte, kognitiv teilmöblierte Gesellen einfach auf einer queeren Veranstaltung um sich prügeln, ohne dass es in der Kommunalverwaltung selbst Amtsträger irgendwie besonders interessiert.
Laut unserem Grundgesetz ist jeder Mensch gleich und als solcher zu behandeln. Jeder Mensch sollte ein Platz in unserer Gesellschaft haben. Darauf sollten wir stolz sein, nicht darauf, dass wir beispielsweise reinerbig von einem deutschen Schäferhund abstammen – das ist keine Leistung. Und wer hier seinen Platz noch nicht gefunden hat, dem sollten wir helfen, diesen zu finden.
Ich stelle mir bisweilen meine kleine Welt ohne diese Menschen vor, oder ohne „Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar“ – da ist nichts mehr bunt, höchstens monochrom, im Zweifel „Zappenduster“, wie man hier im Rheinland sagt. Jeder Jeck is anders.
„Jede Jeck is anders“ ist eine kölsche Redewendung, die bedeutet: „Jeder Narr ist anders“ oder „Jeder Verrückte ist anders“. Es ist ein Ausdruck von Toleranz und Akzeptanz, der besagt, dass jeder Mensch einzigartig ist und seine eigenen Macken und Marotten hat. Es ist ein Teil des „Kölschen Grundgesetzes“, welches die kölsche sowie die rheinische Mentalität und Lebensart beschreibt. Und zu dieser Mentalität gehört in meiner Welt auch eine bunte Fahne.
… und bitte erzählt mir jetzt nicht, dass ein Mann mit Rock, ’ne Frau mit Bart oder jemand, der nicht weiß, was er/sie/es ist, gefährlich ist! Die Welt geht nicht an solchen Menschen zu Grunde, sondern an alten Männern in Nadelstreifenanzügen.
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