Anna Lapwood

Wer ist Anna Lapwood und was hat dieses barocke Schlachtschiff einer Kirchenorgel damit am Hut? Antwort auf den ersten Teil der Frage: Anna Lapwood ist die Popstar-Organistin der Klassikszene, womit auch die Frage nach dem komischen Instrument im Titelbild beantwortet sein dürfte. Wie kommt man auf diese Person? Wir hören seit einiger Zeit den Podcast „Wie war Dein Tag, Liebling“ mit Anke Engelke und dem SWR-Moderator Kristian Thees – äußerst empfehlenswert! Dort stellte Kristian Thees die Musikerin vor und berichtete von einem Konzert mit ihr. Anna Lapwood ist sehr stark in den sozialen Medien vertreten und so konnten wir uns unmittelbar einen Eindruck verschaffen. Man sieht ein kleines, zierliches Persönchen mit einer enormen positiven Ausstrahlung, die alles aus ihrem Instrument, der Kirchenorgel herausholt. Natürlich auch mal laut, aber wirklich faszinierend sind die leisen Töne, die sie aus diesem gewaltigen Instrument herausholt. Sehr schnell stellte sich große Begeisterung ein! Doch nun ein paar Worte zu Anna Lapwood.
In der oft als sehr konservativ empfundenen Welt der klassischen Musik ist es selten, dass eine junge Künstlerin nicht nur musikalisch brilliert, sondern gleichzeitig neue Zielgruppen anspricht und die Bühne mit Popstars teilt, ohne dabei in Kitsch und Klischees zu verfallen. Die britische Organistin Anna Lapwood schafft genau das – und revolutioniert nebenbei das Image eines Instruments, das zu lange als verstaubt galt: die Kirchenorgel.
Anna Lapwood wurde 1995 in Großbritannien geboren und erhielt zunächst eine klassische Ausbildung als Harfenistin, bevor sie sich der Orgel zuwandte. Bereits in jungen Jahren zeigte sich ihr außergewöhnliches Talent: Mit nur 21 Jahren wurde sie zur Director of Music am renommierten Pembroke College in Cambridge – als erste Frau in der Geschichte des Colleges. Dort leitet sie den Chor und ist verantwortlich für die musikalische Ausbildung – und das mit einer Mischung aus Präzision, Leidenschaft und jugendlicher Frische.
Während die Orgel in der öffentlichen Wahrnehmung oft als „Kircheninstrument“ mit angestaubtem Ruf gilt, verleiht Lapwood ihr eine neue Bühne – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf TikTok, Instagram und YouTube erreicht sie Millionen von Menschen, die sich normalerweise nicht für klassische Musik interessieren. Ihre Videos zeigen sie beim Improvisieren, beim Einüben von Filmmusik oder beim Covern von Pop-Hits auf der Orgel – mit beeindruckender Virtuosität und ansteckender Begeisterung. Man glaubt zunächst nicht, dass in einer derart zierlichen Person soviel Kraft steckt. Bei einem Vorspiel auf der Orgel in jungen Jahren wurde ihr geraten, mehr wie ein Junge zu spielen. Ihr Hashtag in den sozialen Medien ist seitdem folgerichtig #playlikeagirl.
Ein viraler Clip, in dem sie Musik aus „Harry Potter“ auf einer riesigen Konzertorgel spielt, brachte ihr internationale Aufmerksamkeit – ebenso wie ihr regelmäßiges Spiel in der Royal Albert Hall in London, wo sie mittlerweile Artist in Residence ist.
Anna Lapwood ist nicht nur in der Klassikszene gefragt – sie tritt auch mit Künstlern und Künstlerinnen aus anderen Genres auf, darunter die Grammy-prämierte Sängerin Aurora oder der Komponist Hans Zimmer. Ihre Vielseitigkeit, Offenheit und Neugier machen sie zur perfekten Brückenbauerin zwischen Tradition und Moderne.
Besonders eindrucksvoll: Ihre Mitwirkung an Livekonzerten, bei denen sie mit einer fast rockstarhaften Aura hinter der Orgel sitzt – ein Bild, das vielen Zuschauern die Augen für das Potenzial dieses Instruments öffnet.
Neben ihrer Konzerttätigkeit ist Lapwood auch eine engagierte Musikvermittlerin. Sie setzt sich für die Förderung junger Musikerinnen ein, spricht offen über Herausforderungen im Musikbetrieb – insbesondere für Frauen – und hält inspirierende Vorträge über Inklusion und Vielfalt in der Musik.
Ihr Ziel ist klar: Die Orgel soll aus dem Schatten der Kirchenmauern heraus ins Licht der modernen Musikwelt treten – und alle sind eingeladen, zuzuhören.
Anna Lapwood ist nicht nur eine brillante Musikerin – sie ist eine Pionierin. Mit ihrer Mischung aus Talent, Charisma, und digitalem Gespür macht sie die Orgel wieder cool. Sie steht für eine neue Generation von Künstler*innen, die keine Berührungsängste mit Genregrenzen oder Traditionen haben. Wer denkt, die Orgel sei ein Relikt vergangener Zeiten, sollte sich nur ein paar Minuten Anna Lapwood ansehen – und wird eines Besseren belehrt.
Auch in Deutschland gewinnt Anna Lapwood an Popularität. Am 15.Juli 2025 spielte sie ein freies Konzert im Kölner Dom. Über 13.000 Menschen wollten die Künstlerin sehen und hören. Da soviel Menschen nicht auf einmal in den Kölner Dom paßten, beraumte sie kurzerhand am gleichen Abend ein zweites, freies Konzert an!
Hier ein Blick in den YouTube-Kanal von Anna Lapwood:
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