"No hay nada ya, en ese lugar, todo es ficticio, nada de realidad"

Die Spur der Bombe

14. Dezember 2014

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Allerorten wurde im November dem 25-jährigen Fall der Mauer gedacht. Das ist auch gut so, denn es ist ein beispielloser Akt in der jüngeren Geschichte, auf den hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll.

Ebenfalls von 25 Jahren, am 30.November 1989 ereignete sich einer der schlimmsten und brutalsten Mordanschläge der deutschen Geschichte. An diesem Tag wurde der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen auf dem Weg zur Arbeit in Bad Homburg durch eine Bombe getötet. Schnell war klar, dass die 3.Generation der RAF angeblich dahintersteckt, schließlich wurde ein angeblich eindeutiges Bekennerschreiben am Tatort gefunden, dass nicht den leisesten Zweifel aufkommen lässt. Um so erstaunlicher ist es, dass immerhin 25 Jahre nach dem Attentat noch kein Mensch gefasst wurde, dem die Tat nachgewiesen werden konnte, geschweige, dass irgend jemand deswegen rechtskräftig verurteilt wurde.
Erstaunlicherweise tappen die Ermittlungsbehörden im Mordfall Detlev Carsten Rohwedder hier ähnlich im Dunklen.

Zeit also, ein wenig darüber nachzudenken.
Am 01.12.2014 lief in der ARD ein Bericht namens “Die Spur der Bombe”, die neue Erkenntnisse im Mordfall Herrhausen präsentieren sollte. Ich war gespannt. Immerhin beschäftigt das 25 Jahre später immer noch irgend jemanden.
Wir konnten erfahren, dass die Bombe zu 90%-tiger Sicherheit im Libanon von PFLP-Kämpfern gebaut worden sein muss. Diese Volksfront zur Befreiung Palästinas hatte angeblich ein weites Netzwerk mit europäischen uns japanischen Terrororganisationen geknüpft. Ein im Ruhestand befindlicher CIA-Mitarbeiter war damals im Libanon und angeblich mitten im Geschehen. “Die CIA beschäftigte sich VOR dem Attentat auf Herrhausen bereits intensiv forschend mit solchen Bomben”, sagte er – diesen Satz muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen!
Warum tat dieser Verein das? Was war das Ziel dieser “Forschung”? Auf diesen “Nebensatz” gab es natürlich keine Antworten.

Bei jedem Terroranschlag muss man sich die Frage stellen: “Qui bono” – Wem nützt das?
Was nützt es der PFLP, bzw. der RAF, einen Menschen wie Alfred Herrhausen zu ermorden? Welches Motiv haben sie?

Dazu muss man sich mit der Person Herrhausen auseinandersetzen. Was tat er als Vorstandssprecher der Deutschen Bank, dass es rechtfertigt, ihn dafür zu beseitigen.

Im Jahr 1987 machte Herrhausen auf einer Tagung der Weltbank den Vorschlag, den Entwicklungsländern teilweise ihre Schulden zu erlassen. Diese Forderung erneuerte er auf der Bilderberg-Konferenz im folgenden Jahr. Nach seiner Diagnose handelte es sich bei der dauernden Zahlungsunfähigkeit der Entwicklungsländer um ein andauerndes Solvenzproblem, dass nicht dadurch gelöst werden könne, dass der Schuldenberg immer weiter anwächst. Ein teilweiser Verzicht auf die Schulden sei nicht nur aus moralischen Gründen geboten, sondern auch im langfristigen Interesse der Gläubiger.
Zu erwähnen ist hier, dass die Kredite, die die Deutsche Bank damals vergab, zu ca. 75% durch Eigenkapital gedeckt waren. bei amerikanischen, britischen und japanischen Banken beispielsweise waren es nur ca. 50%! Entsprechend groß war die internationale Empörung. Der Nachfolger Herrhausens, Hilmar Köpper, tat dessen Idee als “intellektuelle Bemerkung” ab, die sich mangels Fürsprecher nach Herrhausen Tod erledigt hat.

Weiterhin wird der Umbau der Deutschen Bank unter Herrhausen retrospektiv als visionär bezeichnet. Dazu gehört beispielsweise der Ausbau des Investmentbereiches mit dem Erwerb der britischen Bank Morgan Grenfell. Diese Visionen wurden von Hilmar Kopper als Nachfolger jedoch nicht weiter verfolgt.

Zudem war Alfred Herrhausen ein wichtiger Berater Helmut Kohls. Kurz vor seinem Tod sagte Herrhausen, dass Deutschland in nur einem Jahrzehnt in die fortschrittlichste Indutsrienation Europas verwandelt werden sollte. Eine alarmierende Aussage, könne sich in Deutschland eine alternative Wirtschaftspolitk der USA entwickeln. In der Folge kamen der Maastricher Vertrag, Stabilitätspakt, der Euro als Gemeinschaftswährung und der wirtschaftliche Kahlschlag der neuen Bundesländer. Hätte sich Herrhausen Vision durchgesetzt, wäre Deutschland zu einer Wirtschaftsmacht aufgestiegen, die vermutlich das Weltgefüge durcheinander gebracht hätte.

Wieder stellt sich also die Frage, wem der Tod von Alfred Herrhausen genutzt hat. Mitnichten war Alfred Herrhausen ein Linker, doch der Schuldenerlass für Entwicklungsländer steht ebenso mit Sicherheit nicht im Gegensatz zu Zielen der PFLP und der vermeintlich 3.Generation der RAF.
Fest steht, dass die Verantwortung der RAF für diese Tat bis heute nicht geklärt, bzw. nachgewiesen ist. Zwar wurde mit Siegfried Nonne kurz nach der Tat ein Kronzeuge präsentiert, der die RAF mit der Tat in Zusammenhang brachte. Er widerrief jedoch eine Aussage und widerrief dann wieder den Widerruf, so dass hier von einem glaubwürdigen Zeugen kaum die Rede sein kann.

Ein Attentat wie das auf Alfred Herrhausen benötigt profunde Kenntnisse im Waffenbau und eine erhebliche Logistik bis hin zum Test einer solchen Waffe. Die Frage ist, ob eine im Untergrund operierende RAF dazu in der Lage gewesen ist.
Alfred Herrhausen war ein der am meisten gefährdeten Personen in Deutschland, den Personenschutz übernahm die Sicherheitsabteilung der Deutschen Bank und Einheiten des mobilen Einsatzkommandos des LKA in Hessen waren für die Observierung der Wohngegend Herrhausens zuständig. Trotzdem gelang es den Tätern, am Seedamweg in Bad Homburg die Strasse aufzugraben, ein Kabel für die Bombe zu verlegen und anschließend die Asphaltdecke wieder zu schließen. Am Tag des Attentates brachten die Täter noch eine Lichtschranke an und positionierten ein Fahrrad mit der Bombe am Tatort, das von keiner Polizeistreife bemerkt worden sein soll. Das ganze Attentat funktioniert nur, wenn es in der Kolonne kein vorausfahrendes Fahrzeug gibt. Eine Woche vor dem Attentat ist dieses Fahrzeug jedoch nach Aussage des früheren Präsidenten des Verfassungsschutzes, Dr. Richard Meier abgezogen worden. Selbst der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble stellte fest, dass das am Tatort gefundenen Bekennerschreiben der RAF von der Substanz her im krassen Gegensatz zur technischen Perfektion des Anschlages stand. Nichtsdestotrotz halten die Ermittlungsbehörden bis heute an einer Täterschaft der RAF fest.
Solange nur in diese eine Richtung ermittelt wird, werden sich die wahren Täter wohl niemals feststellen lassen.
Die Spur der Bombe bleibt also kalt ..

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